Unwetter - Geschichten_de

by
de
fr
en
pl
Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü

Unwetter

Geschichten > volkskundliches > Brauchtum

Unwetter


Starke Unwetter mit Hagel und Sturm konnten früher und natürlich auch heute noch binnen weniger Minuten zu umfangreichen Ernte-ausfällen führen und so das Schicksal einer ganzen Familie und deren Gesinde entscheiden. Eine Ernteversicherung gab es noch nicht oder war oftmals zu teuer. Heute werden Wolken mit Silberjodid geimpft, damals vertraute man auf die Hilfe Gottes.
Bis zum Ende der 1960er Jahre kamen wir während eines recht schweren Unwetters, bei dem wir um die Ernte fürchteten, am Herrgottswinkel zusammen und beteten zum Herrn, auf dass wir vom Unheil verschont blieben und das Unwetter vorüber zieht. Ich kann mich noch daran erinnern, dass dazu ein Rosenkranz gebetet oder auch die Glocken der
Kirche geläutet wurden. Andere Familien versammelten sich um die angezündete, schwarze Wetterkerze und beteten für dasselbe Anliegen. Die Wetterkerze wurde so, wie alle anderen Kerzen, die wir im Laufe des Jahres benötigten, zu Mariä Lichtmess geweiht. Dafür wurden bei uns immer extra Kerzen gekauft. Den Blasius-Segen erhielten wir ebenfalls an Mariä Lichtmess. Neben den kirchlichen Bräuchen war es aber auch ein wichtiger weltlicher Tag. Zu Mariä Lichtmess erhielten wir unser Taschengeld, so wie früher die Mägde und Knechte ihren Lohn.


 
Aufgeschrieben am 3. Dez. 2012 von Johann Wiesheu (*1965), München

d23030_WJ_Unwetter_de_04Mai14

 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü