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Stromausfall

Geschichten > volkskundliches > Haus u. Hof

Stromausfall

Am 24. April 1980 kam es in weiten Teilen Bayerns und natürlich auch in Inzkofen und Umgebung zu einem Stromausfall, der 3 Tage dauerte. Ursache waren ca. 70, wegen gewaltiger Pappschnee-massen abgeknickte Strommasten einer 110kV Leitung der Isar-Amperwerke. In ganz Bayern wurden ca. 150 Masten beschädigt.

Nicht nur heute wären die Auswirkungen immens. Auch damals, vor mehr als 30 Jahren, waren die Probleme nicht einfach zu lösen. Abgetaute Kühlschränke und verdorbene Lebensmittel waren noch der kleinere Umstand.


geknickte Strommasten; [BNEZA]

Am Hof waren zwei mal täglich etwa 30 Kühe zu melken. Ohne Strom für die Melkmaschine kaum möglich. Ein Notstromaggregat stand nicht zur Verfügung und konnte kurzfristig auch nicht organisiert werden.

Was tun? Natürlich hat unsere Mutter bereits angefangen, die ersten Kühe von Hand zu melken. Nach 6 Kühen aber waren die Hände matt und es ging nicht weiter. Parallel arbeitete unser Vater an einer temporären Lösung des Problems. Mit einem steifen Schlauch hat er die Vakuumanlage der Melkmaschine mit dem Luftfilter eines Traktors verbunden. Die Saugwirkung des Motors erzeugt einen Unterdruck, womit die Melkgeschirre betrieben werden konnten. Eine wirklich gute Lösung war das nicht, aber damals der einzig gangbare Weg. Man musste dabei recht aufpassen, dass der Motor des Traktors noch genügend Luft bekam, um weiter zu laufen und auch nicht beschädigt zu werden. Außerdem konnte das am Luftfilter des Traktors erzeugte Vakuum nur sehr schlecht geregelt werden. Das war nicht gut für die Melkanlage. Schlimmer aber war, dass eine Abweichung von wenigen hundert Milli-Bar eine Entzündung am Euter der Kühe hervorrief, was weitere Probleme nach sich zog.

Waren die Kühe endlich gemolken, stand das nächste Problem an. Wie sollte die Milch gekühlt werden, bis der Milchwagen am nächsten Vormittag kam und die Milch abholte? Ohne ausreichende Kühlung wachsen sofort unerwünschte Bakterien und machen die Milch mehr oder weniger wertlos. Als Lösung musste also der Milchwagen morgens und abends nach dem Melken kommen.


Gefrierhaus

Das Fleisch eines geschlachteten Schweins zu konservieren, war früher nicht einfach. Es gab nicht viele Möglichkeiten, außer es zu trocknen, einzusalzen oder zu räuchern. Gut, dass irgendwann die Kältemaschine erfunden wurde. Abgesehen von Kühlschränken waren sie bis in die 1960er Jahre noch zu groß, zu kompliziert und zu teuer, als dass sich ein Privathaushalt einen Gefrierschrank oder eine Gefriertruhe leisten konnte. In Sixthaselbach gab es neben dem Raiffeisen Lagerhaus ein Gemeinschafts-Gefrierhaus. Neben einem Kühlraum, in dem kurzzeitig gleich ganze Schweine gekühlt werden konnten, gab es auch 30 Gefrierfächer mit je ca. 1/4 Kubikmeter Volumen, die man sich mieten konnte. Diese waren in 2 Reihen nebeneinander zu einer Insel, etwa bauchhoch angeordnet, mit einem ganz dicken Deckel oben drauf, den man nach hinten, also in Richtung der Mittellinie der Insel, öffnen konnte. An einem Drehriegel war ein ganz einfaches Vorhängeschloß zum Absperren dran. Das war vermutlich zu einfach, weil es immer wieder vorkam, dass sich jemand Fremder aus dem Gefrierfach bediente.

In dem Gefrierfach wurde so ziemlich alles eingefroren, was man einfrieren konnte. Neben Gemüse, jede Menge selbst gemachte Butter und natürlich Fleisch vom hausgeschlachteten Schwein. Das war dann meistens so viel, dass wir ein zweites Fach anmieten mussten.
Während der 3 Tage Stromausfall sind die Vorräte im Gefrierhaus natürlich auch aufgetaut und mussten schnell gegessen oder entsorgt werden.


Küken
Ein paar Tage vor dem Stromausfall hatten wir, wie jedes Jahr, ganz kleine Küken gekauft. Sie waren im mobilen Kükenhaus hinter dem Wohnhaus untergebracht. Da sie ohne Bruthenne aufgezogen wurden, war keine wärmende Glucke für die Nacht da. Weil es in diesen Aprilnächten noch recht kalt war, wurden sie mit einer Rotlichtlampe gewärmt. Aber ohne Strom funktionierte sie nicht. Bevor sie erfroren, holten wir die Küken ins Haus. Im Schubfach unterm Herd, in dem normalerweise der „Bauschen" und Kleinholz zum Anzünden des Herds gelagert wurden, fanden sie vorübergehend eine warme Herberge.


Herd in Inzkofen; [JWC13]

Aufgeschrieben am 07. Dez. 2012 von Johann Wiesheu (*1965), München

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Am 15. November 2012 blieb Inzkofen verschont:

Inzkofen verschont, Moosburg dunkel; [WELT2]

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