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Schweinersdorfer

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Meine Schweinersdorfer Verwandtschaft


Mein Vater ist Landwirtschaftslehrer und im Herzen immer Bauer geblieben. Er ging viel mit uns Kindern spazieren, dabei spielten wir Schule und er erklärte uns Pflanzen und Tiere, die wir unterwegs gesehen oder gefunden hatten. Wir waren Stunden beim Schwammerlsuchen im Wald, klaubten Kartoffeln auf dem Feld an der Thalbacher Straße hinter unserem Haus, oder auf dem kleinen, angelegten Kartoffelacker der landwirtschaftlichen Berufsschule in Moosburg, deren Leiter er war; wir ließen Drachensteigen mit ihm und jedes Jahr, die letzten Tage der Sommerferien, fuhren wir zu Tante Mali, seiner Schwester, und deren Mann Onkel Hans nach Baumgarten auf den Hof und halfen bei der "Hopfazupf" mit.

Die meisten schönen Erinnerungen verbinden mich jedoch mit dem Hof in Schweinersdorf. Diese dürften sich in den Jahren 1967 - 1979 abgespielt haben.

Auf dem Hof in Schweinersdorf wohnten damals meine   Großeltern, Maria und Georg Wiesheu, Tante Resi, meine Tauf- und auch spätere Firmpatin, Onkel Schoß und meine Cousinen, Maria, Monika und Reserl, sowie mein Cousin Georg, der jetzige Huababauer.

Außerdem gab es damals noch die Binn Resi, die der Tante Resi manchmal im Haus und bei der Kinderbetreuung zur Hand ging. Die Stadler Anne, die Schweizerin, die sich ums Melken und Misten kümmerte, wohnte ebenfalls mit ihrem Mann und den vier Söhnen, dem Miche, dem Pauli, dem Martin und dem Bartl auf dem Hof. Sie hatten im 1. Stockwerk links eine Wohnung.


Selber hatten wir zwar keine Landwirtschaft, wir waren Stadtkinder, aber weil mein Vater vom Huaberhof in Schweinersdorf abstammte und er einen sehr innigen Bezug zu seinem Heimatdorf und seinen Geschwistern und Verwandten hatte, waren wir dort an vielen Sonn- und Festtagen zu Besuch, oft schon zum Mittagessen.
Wir, das waren mein Vater Sepp Wiesheu, meine Mutter Marianne und meine 3 Geschwister, Gabi, Traudi, Sepp und ich, Irmi.

Wir Kinder waren bei solchen Verwandtschaftstreffen, wenn es das Wetter erlaubte, eigentlich vorwiegend draußen. Die Erwachsenen saßen in der Stube und haben sich drinnen unterhalten, Karten gespielt und ein kleiner Spaziergang zum Familiengrab auf den nahe gelegenen Friedhof wurde auch immer gemacht.
Opa hatte seinen Stammplatz in seinem Ohrensessel zwischen Kachelofen und Couch. Dort saß er dann unter seinen Nachkommen und hat genüsslich seine Zigarre gepafft. Ich erinnere mich an einen Aschenbecher, der mit lauter bunten Zigarrenbanderolen unterlegt war.

Und wenn das Wetter mal schlecht war, dann spielten wir im großen Hausgang „Wer hat Angst vor dem Schwarzen Mann?", „Fischer, wie tief ist das Wasser?" oder „Schau nicht um, der Fuchs geht rum!". Wir haben auch mal „Bockspringen" gemacht und einmal war ich der Bock und bin unter dem Springer zusammengekracht und mit dem Kopf auf den Steinboden aufgeschlagen. Da hatte ich einen Riesenbinkl am Hirn und saumäßig Kopfweh und keine Lust mehr auf „Bockspringen". Nie wieder!

Einmal im Sommer sind wir Kinder im Heustadel vom Gebälk oben ins Heu gesprungen. Dabei verlor meine Schwester Gabi einen Klapperl (Sandale) im Heu. Wir haben wirklich lange alles durchwühlt und ihn nicht mehr gefunden. Als wir dann ins Haus gegangen sind und das erzählt haben, hat unsere Oma gesagt, wir sollten zum Hl. Antonius beten, der hilft, wenn man was verloren hat und das Wunder passierte, tatsächlich haben wir anschließend den Klapperl wieder gefunden.

Wenn wir bei unseren Besuchen bis zum Abend in Schweinersdorf waren, läuteten um 18.00 Uhr die Kirchenglocken, das war das sogen. „Betläuten". Da mussten wir dann alle reinkommen und es wurde zusammen in der Stube der „Engel des Herrn" gebetet. Danach sind wir meistens auch bald heimgefahren. Vor dem Heimfahren ist die Oma immer noch in ihr Schlafzimmer gegangen und hat uns Kindern noch Schokolade oder andere Guatl zugesteckt. Meistens wars jedoch eine Nuss-Schokolade mit ganzen Haselnüssen oder eine Zartbitterschokolade.

Aufgeschrieben im Oktober 2012 von Irmi Schaffer, geb. Wiesheu (*1961), Moosburg

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