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Schweinersdorfer Kirchweih

Geschichten > volkskundliches > Brauchtum

Kirchweiherinnerungen


In Schweinersdorf gab es auch den „kloana Kirta". Dieser wurde am Namensfest des Kirchenpatrons – am Peterstag, dem 29. Juni – gefeiert. Das war früher auch ein Feiertag mit Festgottesdienst, und die Kinder hatten schulfrei.

Wenn aber der Mesner die rot-weiße Kirchenfahne, auch „Zachäus" genannt, aus dem Kirchturm hängt, dann ist das große Kirchweihfest oder der Kirta, wie man in Altbayern sagt. Er fällt immer auf den dritten Sonntag im Oktober. Alt und Jung freuten sich darauf. Die Vorbereitungen begannen schon Tage vorher.
Das Schwein, Gänse oder Enten mussten geschlachtet werden. Am Kirchweihsonntag brodelten im heissen Fett die beliebten Kirchweihnudeln. Wir Buben schleppten vom Nachbarn alle Ketten herbei zum Aufbau der Kirtahutschn. Tragkräftig und zugfest musste sie sein, und dafür wurden viele starke Ketten und ein 6 m langer, 5 cm dicker Holzladen benötigt. Damit man gut und sicher sitzen konnte, kam eine Sprossenleiter drauf. Angebracht wurde sie an den Vordachbalken des Kuhstalles auf dem Huberhof. (→ Feiertage)

Zu Kirchweih hat das Essen einen hohen Stellenwert eingenommen. Mittags wurde aufgetragen, was Küche und Keller bereithielten. Die Dienstboten konnten sich mehr als satt essen, was sonst nicht immer der Fall war. Alle, die beim Einbringen der Ernte geholfen hatten, waren eingeladen. Am Sonntagnachmittag versammelte sich die ältere Generation vom Dorf, einschließlich Pfarrer und Lehrer beim Huberbauern.

Es gab zur zünftigen Unterhaltung eine ausgiebige Brotzeit mit abgebräunten Giggerl- und Ganshaxn, Entenviertel und kaltem Braten; dazu Bier vom Fass. Anschließend trug man Kaffee und Kirchweihnudeln auf. Geladene Honoratioren aus Stadt und Landkreis fehlten nicht.
Gegen Abend leerte sich die große Bauernstube. Die junge Generation vom Dorf feierte weiter über Mitternacht hinaus. Die Kirtamusi spielte auf und zum Vergnügen gab es Spiele  und Tanz.

Der Kirchweihmontag begann mit dem Seelengottesdienst und Totengedenken am Grab. Die gemütliche Kirchweihfeier vom Sonntag wiederholte sich am Montagnachmittag und –abend beim Moarbauern. Das Dorfwirtshaus hatte an diesen beiden Tagen keinen Ausschank
.


Die Kirchweihfreude war nicht nur auf den Sonntag und Montag begrenzt. Dazu gabs auch einen Spruch:


A richtiger Kirta – dauert bis zum Irta;
Wann se´s duad schicka, aa bis zum Migga.


Kirchweih-Hoagart beim Moar in Schweinersdorf [JWM62]


Aufgeschrieben im November 2012 von Josef Wiesheu (*1929),  Moosburg

Diese Geschichte ist (zum Teil) bereits erschienen bei "Unser Moosburg - 25 Jahre Heimatverein Moosburg - Nr. 13/2003 1978 – 2003" [MHV03]. Über die Zustimmung, sie in unserem Werk verwenden zu dürfen, freuen und bedanken wir uns sehr.


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